Die von mir erlebten Taschenkontrollen bei Netto Markendiscount sind eine so lange Geschichte, dass Netto MD einen eigenen Blog-Eintrag erhält.
Beim ersten Zwischenfall wollte die Kassiererin nicht in meine Tasche schauen, aber sie teilte mir mit, dass ich keine Taschen mitführen dürfe beziehungsweise meine Taschen bereits beim Betreten der Filiale an der Kasse anmelden müsse. Eine Anfrage beim Kundenservice, ob ich beim Mitführen von Taschen bei Netto besondere Regeln beachten müsse, führte zu einer Antwort, die sinngemäß „Ich werde dies bei der nächsten Mitarbeiterbesprechung zur Sprache bringen“ lautete. Gar nicht mal so nützlich, aber anscheinend gibt es bei Netto keine Sonderregelungen bezüglich der Taschenmitnahme.
Beim zweiten Mal, Monate später, war dann der Blick in die Tasche gewünscht, nachdem ich an der Kasse alle Waren aufs Band gelegt hatte – natürlich ohne Begrüßung und ohne „bitte“. Mein „Nein“ wurde mit der Frage „Warum?“ erwidert, danach wurde eine Vorgesetzte herbeigeklingelt. Die Vorgesetzte erzählte mir dann, dass ich keine Taschen mitführen dürfe und dass ich die Kontrolle zulassen müsse, wenn ich doch Taschen bei mir führe. Ich sollte „zur Klärung der Angelegenheit“ mit ins Büro gehen; das ist der Standardtext aus dem Lehrbuch, so soll mit ertappten Ladendieben umgegangen werden. Ich wies darauf hin, dass die Angelegenheit durch mein „Nein“ abschließend geklärt sei, ließ sie labern, räumte meine Sachen und verließ die Filiale. Eine Beschwerde über das Kontaktformular im Internet führte zu der Antwort, dass der Verkaufsleiter meine Telefonnummer benötige. Ich antwortete, dass ich den Verkaufsleiter anrufen würde, wenn er mir seine Telefonnummer mitteilen würde. Danach nichts mehr gehört.
Bei der nächsten Taschenkontrolle wiederholte sich die Litanei bezüglich „Taschen mitführen verboten“ und so. Ich antwortete mit „Das brauche ich schriftlich“ und danach hieß es nur „Das habe ich nicht schriftlich, aber das ist in allen Supermärkten so.“ Toll, dass man sich bei Netto auf Aushänge bei ALDI beruft. Blöd nur, dass die Aushänge nur unverbindlich zur Nutzung von Einkaufswagen auffordern.
Da Anfragen über das Kontaktformular zu keinen sinnvollen Antworten geführt hatten, habe ich mich dann an den Ombudsanwalt von Netto MD gewandt, musste aber feststellen, dass man auf diesem Wege auch keine wirklich sinnvollen Antworten von Netto MD erhält.
Netto MD ignoriert die Widersprüche zwischen meinen Erlebnissen und dem Vorgehen, wie es angeblich in der Filiale praktiziert wurde und erklärte die Angelegenheit für abgeschlossen, weil die Taschenkontrollen eingestellt worden seien.
Zitat: „Daraufhin habe die Filialleitung in Absprache mit dem Vertriebsleiter festgelegt, dass Taschen und Rücksäcke grundsätzlich an der Kasse abzugeben sind.“ Widerspruch: Ich wurde aufgefordert, meine Taschen unbeaufsichtigt an der Kasse anzustellen. Unbeantwortet blieb die Frage nach der Haftung. Solange Netto MD keine Haftung für abgegebene Taschen übernimmt und die Wahrung der Privatsphäre zusichert, werde ich keine Taschen abgeben.
Zitat: „Die Kunden seien höflich beim Betreten der Filiale darauf hingewiesen worden und es habe kaum Protest dagegen gegeben.“ Widerspruch: Höflich? Von höflich kann keine Rede sein. Die dumme Anmache erfolgte auch nicht beim Betreten, sondern immer erst an der Kasse, nachdem ich alle Waren aufs Band gelegt hatte. Mag sein, dass ich als Einziger protestiert habe. Viele Leute trauen sich nicht oder glauben, dass das Personal durch das Hausrecht befugt sei, die Taschen zu kontrollieren. Mir hat das Personal ja auch einreden wollen, dass alleine das verbotswidrige Mitführen von Taschen mich dazu verpflichtet, das Personal in die Tasche sehen zu lassen. Schade nur, dass es kein wirksames Verbot der Taschenmitnahme gab, da es keine entsprechenden Aushänge und keine Türsteher gab.
Ein wenig geheucheltes Bedauern wäre das Mindeste gewesen, was ich in Anbetracht der krassen Widersprüche zwischen Wunsch und Wirklichkeit erwartet hätte.
Zitat: „Aufgrund Ihrer Beschwerde habe man diese Praxis jedoch jetzt eingestellt.“ Wie heißt es doch so schön: „Wer sich beschwert, lebt nicht verkehrt.“
Wer sich nicht in die Tasche schauen lassen will, der muss das auch nicht hinnehmen.
Leider kann ich nicht bestätigen, dass die Taschenkontrollen wirklich eingestellt wurden, weil ich seit Monaten einen Bogen um die Filialen von Netto MD mache. Ein glaubhaft ausgedrücktes Bedauern hätte mich ja vielleicht milde gestimmt und ich wäre vielleicht als Kunde erhalten geblieben.